Glücklich, entspannt und zufrieden. So nehmen viele Deutsche unsere dänischen Nachbarn wahr. Jede Kultur hat nun mal so seine Stereotype – manche davon sind gut gemeint und entsprechen im Kern der Wahrheit, andere sind eher ungenaue Darstellungen. Dänemark ist da keine Ausnahme. Stereotype sind Teil der kulturellen Erfahrung und es liegt an einem selbst, wie man sie wahrnimmt und interpretiert.
Für mich als erfahrene Dänemarkurlauberin (ich war 2 Jahre alt, als ich zum ersten Mal in Dänemark war) lassen sich manche Dinge nicht von der Hand weisen. Dass die Dänen zu einer der glücklichsten Nationen der Welt zählen, hat der World Happiness Report der Vereinten Nationen ja schon mehrmals bewiesen.
Wahrscheinlich fallen dir auf Anhieb ganz viele weitere dänische Eigenschaften und Merkmale ein, geprägt von deinen eigenen (Urlaubs-)Erfahrungen vor Ort. In diesem Artikel erfährst du meine. Kannst du mehr als neun nennen?
Alle fahren Fahrrad
In den letzten Jahren ist Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen für seine unglaubliche Fahrradkultur weltberühmt geworden. Es ist kein Geheimnis, dass es in Kopenhagen eine MENGE Fahrräder gibt. Die am häufigsten zitierte Statistik ist, dass mehr als 50 Prozent der Kopenhagener täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit oder zur Schule fahren. Noch eine Statistik? Rund 75 Prozent der Dänen fahren das ganze Jahr über mit dem Rad, selbst wenn draußen ein Schneesturm tobt.
Das ist an und für sich schon ziemlich spektakulär. Aber es ist nur die Spitze des Eisberges, wenn man sich die erstaunlichen Innovationen anschaut, die in Dänemark rund um das Zweirad passieren.
Es sind Innovationen wie diese, die das Fahrradfahren nicht nur in Kopenhagen, sondern in ganz Dänemark so populär machen:
- In manchen Städten gibt es Fahrradautobahnen.
- Viele Leihfahrräder verfügen über GPS, Elektromotoren und eine Karte.
- Fahrradampeln regeln den Verkehr.
- Anlehnbügel für Radfahrer sorgen für eine entspannte Rotphase an den Ampeln.
- Es sollen Fahrradcomputer mit Push-Benachrichtigungen entwickelt werden, die für eine grüne Welle sorgen. Dadurch können Radfahrer ihre Fahrgeschwindigkeit so timen, dass sie von keiner roten Ampel mehr ausgebremst werden.
- Es gibt Warnlichter an den Bushaltestellen, die zur Vorsicht mahnen, wenn ein Bus kommt und die Fahrgäste aussteigen.
Das Fahrradfahren in Dänemark hat einfach einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft. Man kümmert sich! Klar, dass man auch im Dänemarkurlaub von diesen tollen Möglichkeiten profitiert. In Westjütland kann man zum Beispiel prima von Sondervig zum Lyngvig Fyr radeln. Einen kleinen Vorgeschmack auf die Panorama-Aussicht, die dich auf dem Leuchtturm erwartet, gibt es mit der Nordsee-Webcam.
Ein Paradies für Familien mit Kindern
Dänemark ist das Land der Legosteine, der Wikinger und der Trolle. Überall gibt es Zoos und Tierparks, Erlebnisparks und interaktive Museen. Die meisten Attraktionen bieten attraktive Familienpreise an und manchmal ist der Eintritt für Kinder auch kostenlos. In den vielen Restaurants gibt es Spielecken und so ziemlich alle Ferienhäuser in Dänemark sind mit Kinderstühlen und Spielsachen ausgestattet. All das macht Dänemark zu einem der Top-Ziele für den Urlaub mit Kindern.
Gemütliches Autofahren
In Dänemark lebt es sich einfach langsamer. Direkt hinter der deutsch-dänischen Grenzen wirst du aufgefordert abzubremsen. Das sorgt doch gleich für Urlaubsstimmung! 130 km/h ist das maximale Tempo auf den Autobahnen (oft auch nur 110 km/h), 80 km/h auf den Landstraßen und innerorts sind 50 km/h angesagt.
Gemütlichkeit zieht sich wirklich durch die komplette dänische Lebensweise. Alles wird erledigt – aber zu seiner Zeit! Woran merkst du noch, dass du in Dänemark bist? Alle PKW fahren mit Licht. In Dänemark herrscht nämlich Lichtpflicht – auch tagsüber und bei Sonnenschein.
Hilfe! Zweispurige Kreisel
Auf den dänischen Straßen begegnet einem sehr bald der erste Kreisverkehr. Die meisten Kreisel (dänisch: Rundkørsel) sind einspurig, vor allem in ländlichen Gebieten. Aufgrund des steigenden Verkehrsaufkommens werden dort aber immer mehr zweispurige Kreisverkehre gebaut. Die Regeln sind ganz einfach: Wer bereits an der nächsten oder übernächsten Ausfahrt ausfahren möchte, ordnet sich rechts ein. Wer den Kreisel später verlassen möchte, nimmt die Innenspur. Beim Rausfahren stets die rechte Spur im Blick haben. Ich finde: Alles eine Gewöhnungssache.
Falschparken ist teuer
Wenn es ums Parken geht, hält man sich in Dänemark an die Regeln. Falschparken wird, einschließlich des Überschreitens der Parkzeit an der Parkuhr, sehr regelmäßig von der Polizei geahndet. Dann kann schon mal ein saftiges Bußgeld von über 500 dänische Kronen folgen (über 70 Euro). Die Parkregeln variieren je nach Gemeinde: In vielen Gemeinden ist das Parken auch auf öffentlichen Straßen und Parkplätzen nur gegen eine Parkgebühr möglich (bezahlt wird oft per App). In anderen Gemeinden gibt es eine zeitliche Begrenzung mit Parkscheibe.
Gut zu wissen: Dänemark folgt natürlich den EU-Richtlinien zum Parken für Inhaber eines Behindertenparkausweises.
Möchtest du noch mehr über das Autofahren und die dänischen Verkehrsregeln wissen? Dann empfehlen wir dir unseren Artikel alles rund ums Autofahren in Dänemark.
Ein hyggeliges Land
Hygge ist ein wichtiger Bestandteil der dänischen kulturellen Identität und der nationalen DNA ist, sagt Meik Wiking, der Geschäftsführer des Happiness Research Institute in Kopenhagen.
Das Wort hygge kann man nicht 1:1 zu übersetzen, seine Bedeutung ist aber eng mit dem gemütlichen Beisammensein mit Freunden und Familie verbunden. Oft wird es verwendet, wenn man ein Gefühl oder einen Moment – häufig zu Hause (oder im dänischen Ferienhaus!) – als gemütlich bezeichnet. Es gibt zwar nicht das eine deutsche Wort dafür, aber die folgenden Bezeichnungen geben die Idee von Hygge gut wieder: Gemütlichkeit, Charme, Glück, Zufriedenheit, Sicherheit, Vertrautheit, Komfort und Einfachheit.
Das Gefühl von Hygge gibt einem die Möglichkeit, die Gegenwart zu genießen und ein Bewusstsein für die schönen Dinge zu schaffen. Perfekte Voraussetzungen für einen entspannten Dänemarkurlaub. Hygge wird als einer der Gründe dafür gesehen, dass Dänemark immer an der Spitze der glücklichsten Länder der Welt steht. Und nun hat auch der Rest der Welt begonnen, diese wunderbare Lebensart zu übernehmen.
Typisch dänisch: Es geht um die Wurst
Essen kann uns über Generationen und Kulturen hinweg miteinander verbinden. Wir alle kennen diese Momente, in denen wir etwas gerochen haben, das uns an unsere Kindheit erinnert hat. Oder in denen wir ein Gericht nachkochten, das wir im Ausland gegessen haben und das uns sofort an diesen Ort zurückgebracht hat. Essen kann uns in eine andere Zeit, ein anderes Land, eine andere Kultur katapultieren. Am besten schmeckt natürlich das Original. Daher gilt: Kein Dänemarkurlaub ohne typisch dänisches Essen und Trinken!
Man merkt, dass man in Dänemark ist, wenn es um die Wurst geht. Die Dänen essen ziemlich viel Schweinefleisch – zum Beispiel in Form von Røde Pølser. Sie zeichnet sich durch ihre rote Farbe aus und wird meistens mit den Gewürzen Muskatnuss, Piment und Kardamom verfeinert. Über ihre Entstehungsgeschichte wird gesagt, dass die Würste in den 1920er Jahren von einem Händler erfunden wurde. Dieser färbte alte Würste mit rotem Farbstoff ein und verkaufte sie zu einem etwas niedrigeren Preis.
Diese „Erfindung“ wurde bald sehr beliebt, und die Røde Pølser war geboren. Am bekanntesten sind sie als Teil des dänischen Hot-Dogs. Ein typisch dänischer Hot Dog wird in ein super weiches Hot-Dog-Brötchen gelegt und mit Ketchup, Senf, Remoulade, Zwiebeln und in Scheiben geschnittenen Essiggurken serviert.
Noch kurz einkaufen
Wer in Deutschland an einem Samstagabend gegen 18 Uhr seinen Wocheneinkauf nicht im Haus hat, kommt gerne mal ins Schwitzen. In Dänemark bleibt man da – wer hätte es geahnt – entspannt!
Supermärkte haben in Dänemark gefühlt immer geöffnet. Um 21 oder 22 Uhr ist meistens Ladenschluss, aber auch sonn- und feiertags muss niemand auf überlebenswichtige Einkäufe wie Grillkohle, Bier oder Grillfleisch verzichten. Irgendwo hat immer ein Markt geöffnet.
Eine Scheibe Brot mit Messer und Gabel essen
Das Smørrebrød ist nicht nur bei den Dänen beliebt. Die dänische Variante des Butterbrots beansprucht inzwischen sogar internationalen Ruhm. Die üppig belegte Brotscheibe (meistens Roggenbrot) hat sich schon lange seinen Weg in die Herzen der Gastronomen gebahnt und steht in der dänischen Restaurantszene immer auf der Speisekarte.
Aus kulinarischer Sicht geht es bei Hygge übrigens darum, sich Zeit zu nehmen und zu genießen. Vielleicht gibt es daher die Regel, dass man Smørrebrød im Restaurant immer mit Messer und Gabel isst. Für unterwegs darf man es aber getrost von der Hand essen. Esmark hat bereits über das typisch dänische Smörrebrod geschrieben (mit leckerem Rezept!).
