In den Dünen und an den Stränden entlang der dänischen Westküste hier in unseren Feriengebieten findest du noch viele Überbleibsel der deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs: Große, teilweise halb im Sand versunkene Bunker, die einst ein Teil des Atlantikwalls waren. Besonders in den Ferienorten Blåvand und Søndervig gibt es noch sehr viele Bunker zu sehen.
Besetzt von den Deutschen und somit von Planung und Bau betroffen, waren in den Jahren 1942 bis 1944 die Küsten der Länder: Frankreich, Belgien, Niederlande, Dänemark, Norwegen, die britischen Kanalinseln und natürlich die deutsche Nordseeküste. In Dänemark zog sich die Verteidigungslinie des Atlantikwalls auf einer Länge von ca. 2.685 km an der Westküste entlang.
Plan der Deutschen war es, die Atlantikküste mit einem „Gürtel von Bollwerken“ auf einer Länge von ca. 5000 km auszubauen und mit dem sogenannten Atlantikwall eine Befestigungslinie, zu schaffen, die mit tausenden von Bunkern und verschiedenen Verteidigungsgeräten eine Invasion der alliierten Truppen verhindern sollte.
Die Zeit der deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs liegt inzwischen glücklicherweise viele Jahrzehnte zurück, dennoch sind etliche der massiven Bunkeranlagen des Atlantikwalls aufgrund der robusten Bauweise in den meisten Fällen noch immer erstaunlich gut erhalten und erinnern an eine dunkle Zeit in der Vergangenheit.
Einige der Bunker kann man besichtigen, manche sind hingegen teilweise oder ganz unter dem Sand verborgen oder so stark beschädigt, dass man sie nicht mehr betreten kann.
Viele der alten Bunker finden sich noch heute in den Feriengebieten langs der Westküste. Eine Beseitigung wäre zu kostenintensiv, darum hat man einige der alten Betonbauen einfach zweckentfremdet. Bei Esmark kannst du sogar ein Ferienhaus mit Bunker auf dem Grundstück mieten.
Nur in sehr seltenen Ausnahmefällen findet man in Dänemark noch einem Atlantikwall-Bunker in dem es noch Ausrüstungen, Einrichtungen oder gar Türen gibt, da besonders das wertvolle Metall der massiven Türen und Schießscharten zum großen Teil direkt nach der Kapitulation abgerüstet und wiederverwendet wurde.
Dänemark im Zweiten Weltkrieg
Dänemark war vom 9. April 1940 bis zum 5. Mai 1945 von der deutschen Wehrmacht besetzt. Die „friedliche Besetzung diente vor allem dazu, das strategisch wichtige Norwegen zu erobern. Norwegen war an sich interessanter für die Wirtschaft des Dritten Reichs, da es reich an natürlichen Ressourcen war, die in Deutschland nicht verfügbar waren. Diese wurden von Hitler, der davon träumte, Deutschland vom internationalen Versorgungshandel unabhängig zu machen, dringend benötigt.
Atlantikwall sollte Invasion verhindern
Der Bau des Atlantikwalls wurde von Hitler forciert, um die Invasion der alliierten Truppen aus Großbritannien, Kanada und den USA zu verhindern. Außerdem bedeutete die Kontrolle über Dänemark (und Norwegen) auch die Kontrolle über die Ostküste der Nordsee und die Chance, den einzigen Zugang zur Ostsee zu regulieren.
Hitlers Atlantikwall erstreckte sich entlang der Küsten von Norwegen, Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Frankreich bis hinunter zur spanischen Grenze. Das machten insgesamt etwa 5.000 Kilometer Küstenlinie aus. In der Nazi-Propaganda wurde der Atlantikwall oft als eine endlose Reihe von uneinnehmbaren Betonfestungen dargestellt.
Die Realität sah jedoch etwas anders aus. Es gab zwar starke Befestigungen, vor allem in der Normandie, aber die vermeintliche „Mauer“ in Norwegen und Dänemark bestand hauptsächlich aus einer lückenhaften Aneinanderreihung an Bunkern, zwischen denen sich mehrere Kilometer relativ ungeschützter Strand oder Küste erstreckten.
Wie viele Atlantikwall Bunker in Dänemark gab es?
Die Zahl der Bunker, die in Dänemark von 1942 bis 1945 gebaut wurden, lag bei etwa 7.000 bis 8.000. Bereits kurz nachdem die deutschen Besatzungstruppen die Küste Jütlands erreichten, begannen sie mit dem Bau des Atlantikwalls. Die Anzahl und Stärke der befestigten Anlage richtete sich nach dem Grad der Bedrohung für die deutsche Kontrolle über Dänemark, die das deutsche Oberkommando zu besitzen glaubte.
Die gesamte Atlantikwall Festungsanlage machte eine recht schnelle Entwicklung durch: von fadenscheinigen Holzbauten zu riesigen mehrstöckigen Stahlbetonbunkern mit Wänden und Decken, die teilweise bis zu 3,5 Meter dick waren.
Bei den allerersten Bauten des Zweiten Weltkriegs handelte es sich um Kasernen für die Truppen zur Überwachung der Küstenlinie, um Munitions- und Versorgungslager, um Kommando- und Kommunikationsbunker, Kantinen und andere Gebäude zur Unterbringung der Soldaten. Es gab aber natürlich auch eine Reihe schwerer Bauten. Dazu gehörten:
- Küstengeschützbatterien, um angreifende Schiffe abzuwehren
- Leichtere Geschützbatterien, um Truppen zu stoppen
- Zielstationen, um die Feuerlinie der Geschützbatterien einzustellen
- Flugabwehrkanonen, um die Linie gegen Luftangriffe zu verteidigen
- Einige Gebäude, die als Stützpunkte für moderne Radarsysteme dienten.
Letztere gehörten zu den nützlichsten und am weitesten verbreiteten Objekten entlang des Atlantikwalls, da sich die deutsche Technologie während des Krieges schnell weiterentwickelte.
Bunker bei Hanstholm, Esbjerg, Blåvand und am Ringkøbing Fjord
In Dänemark konzentrierte sich die „Festung“ der Deutschen besonders um Hanstholm und Esbjerg, da diese Hafenstädte als die strategisch wichtigsten zu verteidigenden Gebiete angesehen wurden. Infolgedessen wurde eine größere Anzahl von Verteidigungsanlagen und -maßnahmen um die dortigen Häfen herum errichtet. Von Dezember 1942 bis Kriegsende wurden zwischen dem Ringkøbing Fjord und Ribe etwas mehr als 1.300 Bunkeranlagen gebaut.
Blavand war ein wichtiger Teil der Verteidigung von Esbjerg, der Stadt mit dem am besten geeigneten Hafen für eine alliierte Invasion an der Westküste Jütlands. Das Gebiet war daher stark befestigt und umfasste Heeres- und Luftwaffenstützpunkte sowie die geplante, aber nie fertiggestellte Tirpitzstellung mit 2 großen Kanonenbunkern bei Blåvand. Heute ist das Gebiet immer noch mit Bunkern übersät, einige in gutem Zustand und zugänglich, andere in den Dünen versunken.
Bunker auf der Insel Fanø
Aufgrund der Lage Fanøs mit direkter Verbindung zum Hafen von Esbjerg wurden hier 300 Bunker, Betonstraßen, Geschütze, Schienenwege, Panzerabwehrgräben und Baracken errichtet. Die meisten davon befanden sich im Norden und im mittleren Teil der Insel. Die Verteidigung bestand auch aus einer größeren Anzahl von Küsten- und Luftbatterien.
Darüber hinaus wurden im Westen Küstenschutzstellungen, Radarstationen und Kasernen gebaut. Die deutsche Besatzungstruppe auf Fanø bestand aus etwa 2.300 Soldaten und aus 1.275 dänischen Arbeitern, die beim Ausbau der Bunker halfen.
Rommel inspiziert den Atlantikwall in Dänemark
Gegen Ende 1943 war das deutsche Oberkommando ernsthaft besorgt über eine mögliche Invasion der Alliierten in Westeuropa – mit Dänemark ganz oben auf der Liste für eine Landung.
Um die Verteidigungsanlagen zu verbessern, schickte Hitler Erwin Rommel zur Inspektion des Atlantikwalls an die dänische Westküste. Auf seiner Reise durch Dänemark entwickelte Rommel eine Reihe von neuen Strategien für den Ausbau der Verteidigung. Hatte man bisher nur an besonders wichtigen Stellen Küstenbatterien und Soldaten platziert, so wollte Rommel nun die gesamte Küstenlinie befestigen, um einen Invasionsversuch durch die feindlichen Truppen noch vor dem Verlassen des Strandes zu stoppen.
Daher wurde nach der Inspektion durch Rommel damit begonnen, die Befestigungen entlang der Küste von Esbjerg bis Thyborøn auszubauen, um eine lückenlose Verteidigungslinie zu schaffen. Dazu wurden Stacheldrähte errichtet und Minen auf oder hinter dem Strand verlegt. Außerdem wurde eine große Anzahl weiterer Bunker entlang der Strände gebaut, mit Schlitzen für Maschinengewehre, durch die parallel zur Küste geschossen werden konnte. Sie wurden als „flankierende Bunker“ bezeichnet.
Filmtipp: Der oscarnominierte Film „Unter dem Sand„, handelt von jungen deutschen Kriegsgefangenen, die nach der Kapitulation Deutschlands verpflichtet wurden, die über 2 Millionen Minen der deutschen Wehrmacht zu räumen.
Allein 72.000 Minen befanden sich auf der Halbinsel Skallingen südlich von Blåvand, die erst seit 2012 als offiziell Minenfrei gilt, dennoch warnen weiterhin Schilder in einem kleinen Bereich auf Skallingen vor Minen.
Der Atlantikwall heute
Die meisten Bunker des Zweiten Weltkriegs existieren noch. Anders als in Belgien oder in den Niederlanden wurden, aufgrund des sehr immensen Aufwands und hoher Kosten für die Beseitigung, nur wenige der Bunker Dänemarks abgerissen.
Wieviele Bunker in Dänemark heute noch zu finden sind, ist nur schwer belegbar, auch da immer wieder neue Kriegshinterlassenschaften unter den Dünen entdeckt werden. So wurde beispielsweise in 2008 ein noch vollständig eingerichteter Bunker bei Kryle nahe Ringkøbing vom Sturm freigelegt.
Es gibt noch heute sehr viele dieser Kriegshinterlassenschaften zu sehen, zu erkunden und zu fotografieren. Inzwischen haben sie sich in das Bild der Westküste eingefügt. Viele Bunker befinden sich in Form von Freilichtmuseen auf öffentlichem Grund, einige sind in Privatbesitz oder stehen in Küstengebieten, die kaum genutzt werden.
Als Beispiel dafür, wie umfangreich der Bau des Atlantikwalls in Dänemark war, zeigen die Festungsanlagen Ringelnatter und Kryle der Houvig Festung nördlich von Søndervig.
Inzwischen zu einem beliebten Fotomotiv haben sich die „Maultierbunker“ am Strand von Blåvand entwickelt. Der Künstler Bill Woodrow hat 1995 anlässlich des 50. Jahrestags der Befreiung Dänemarks am 5. Mai einige der alten Bunker am Strand bei Blåvand zu Kunstwerken verwandelt.
Bunker des Atlantikwalls sind auch der Insel Fanø zwischen Rindby Strand und Sønderho zu sehen. Zu der Anlage gehört auch der bekannte „Be Free“-Bunker, der mit buntem Graffiti bemalt ist.
Bitte sei sehr vorsichtig beim Betreten der alten Bunker in den Dünen und am Strand. Viele Bunker stehen teilweise unter Wasser, sind komplett dunkel und gehen manchmal sogar über mehrere Etagen. Achte bitte unbedingt auf Löcher im Boden und gehe niemals allein hinein oder ohne jemanden darüber zu informieren, wo du dich befindest.
Wo kann man mehr über den Atlantikwall in Dänemark erfahren?
TIRPITZ Museum Blåvand
Adresse
Tirpitzvej 1
DK-6857 Blåvand
Webseite
vardemuseerne.dk
Bunkertour zur Houvig Festung
Adresse
Treffpunkt der Führung
Sortebærdalens Parkplatz (Houvig Strand)
Ungefähr 4 km nördlich von Søndervig
Webseite
levendehistorie.dk
Bunker im Fischerei- und Seefahrtsmuseum Esbjerg
Adresse
Tarphagevej 2
DK-6710 Esbjerg V
Webseite
fimus.dk
Bunkermuseum Hanstholm
Adresse
Molevej 29
DK-7730 Hanstholm
Webseite
bunkermuseumhanstholm.dk
Sehr gut geschriebener Artikel! Ich werde mich weiterbelesen, denn ich konnte die Fragen der Kinder nicht gut beantworten. Das wird sich ändern. Danke
Ich finde den Artikel auch sehr informativ und gut geschrieben 🙂
Im März waren wir mit den Kindern im Tirpitz -Museum, das ist wirklich sehr empfehlenswert und großartig gemacht. Es geht nicht nur um Bunker, sondern auch viel um die Geschichte der dänischen Westküste. Einfach toll, auch für unsere Kinder (6 und 11) sehr spannend und interessant.
Hej Natalie
vielen lieben Dank für dein Feedback und die Empfehlung. Du hast absolut Recht, das Museum ist wirklich einen Besuch wert, auch mit kleinen Entdeckern 😉 LG Oliver
Recht vielen Dank für die informativen Artikel über die historischen Bunkeranlagen der dänischen Westküste! Ich bin immer wieder gerne über 25 Jahre 2x jährlich an diese Küste gefahren (immer im zeitigen Frühjahr und jeweils im Herbst dort ein Ferienhaus gemietet, mit meiner pflegebedürftigen Mutter (zeitweise auch mit den Kindern meiner Schwester), ohne zu übertreiben waren das sehr schöne Zeiten!) Die Bunkeranlage Houvig Strand kannte ich sehr gut, auch als sie noch in einem sehr guten Zustand war, heute ist ja der große Feuerleitbunker in sich zusammengebrochen. Jetzt bin ich selber alt geworden und halte mich zeitlich überwiegend als Ruheständler im nicht europäischen Ausland auf. Mit herzlichen Grüßen Wolfgang K-. Falk
Hallo Herr Oliver, ich habe auch noch sehr viele ältere Fotos der Bunkeranlagen z. B. Houvig Strand, die ich gerne zu Verfügung stellen kann falls Interesse besteht.
MfG Wolfgang K. Falk
Hallo Wolfgang,
toll, dass dir meine Artikel über die Bunkeranlagen an der dänischen Westküste gefallen haben! Deine persönlichen Erinnerungen über die Westküste und Houvig Strand freuen mich sehr. Deine Reisen klingen nach wunderschönen Zeiten und ich freue mich, dass meine Artikel diese Erinnerungen auffrischen konnten. Genieße deinen Ruhestand, egal wo auf der Welt du gerade bist. Und danke, dass du meine Arbeit schätzt! Gern kannst du mir eine kleine Auswahl deiner Fotos senden, ich würde mich freuen: oliver@esmark.dk Herzliche Grüße, Oliver
Hi Oliver, vielleicht wäre es hilfreich den Herrn an das Museum Ringköbing mit Adresse zu verweisen. Dort freuen sich die Kollegen bestimmt über Bilder der Jahrzehnte.
Hej Arne, vielen Dank für dein Feedback, das ist eine sehr gute Idee. Herzliche Grüsse, Oliver
Guter Artikel, hatte heute eine Discussion mit einem Dänen, der behauptete, die Bunker wären grösstenteils noch aus dem 1. Weltkrieg. Ich hab ihn aber gelassen, damit er sein Gesicht wahrt 🙂